The last rant I’m wasting on you
Rant über ein sexistisches, rechtes Arschloch, das leider auch mein Ex ist.
CONTENT WARNING: Abusive Relationship. Im letzten Absatz beschreibe ich eine Erfahrung mit sexualisierter Gewalt
Ich hasse dich dafür, dass du dich in meine Psyche gefressen hast.
Zwei einhalb Jahre lang haben mich Microaggressions und Gaslighting geprägt. Wie oft musstest du mir erklären, dass ich nicht das Recht habe mich so oder so zu fühlen, dass meine Gefühle und Gedanken falsch sind…
Ich hasse dich dafür, dass du ständig darauf beharrt hast, dass du eine Frau „brauchst“, die selbstbewusst und dominant ist, aber mich nie darin ermutigt hast. Du hast von mir gefordert, deine Fantasie von einer starken Frau zu erfüllen, es ging nicht um mich.
Du hast mir beim Laufen gerne auf den Rücken geklopft, um meine Haltung zu korrigiere und mir gesagt, ich soll die Füße nicht so auseinander nehmen, das sähe so watschelig aus. Und ich solle keine kurzen Röcke tragen, denn die langen seien ja eleganter. Und Farben waren ja eh schlimm, ich solle doch am besten Gruftie bleiben. Einmal habe ich ein hellblaues Oberteil gekauft und du hast dich darüber aufgeregt, weil es dich an meinen Pyjama erinnert. Was so schlimm an dem Oberteil war? Ein Pyjama ist nicht sexy und schließlich ist es doch klar, dass ich am besten ständig sexy sein und dir gefallen muss, wenn wir in einer Beziehung sind.
Dass ich richtig angezogen bin und richtig gehe und sexy bin, nicht zu emotional und verletzlich bin, mich nicht über Blumen, Sonnenschein oder Regenbögen freuen darf und generell nicht zu kindisch, fröhlich, verschmust sein, nicht mit zu hoher Stimme reden soll: Das was war dir wichtig.
Was mir wichtig war, war für dich ein Witz. Filmemachen war für dich keine Kunst, sondern nur ein Handwerk, warum also überhaupt zuhören, wenn ich darüber rede? Habe ich dir Musik gezeigt, wurde mir mit Skepsis begegnet, was soll dir deine Gruftie-Freundin schon für gute Musik zeigen? (Außerdem, Placebo, „voll schwul“ und so…) Hat einer deiner Metal-Kumpels dieselbe Band empfohlen, war sie plötzlich unglaublich interessant. Politische Ideen und Anregungen, die nicht in dein konservatives, militaristisches, misanthropisches, kurz: rechtes Weltbild passten, wurden verworfen und als naiver Quatsch abgetan. Es sei denn, sie kamen von Maria, die war im PW Leistungskurs und konnte Dialektik (außerdem fandest du sie sexy), ihr hast du immerhin zugehört.
Ich hasse dich dafür, dass du die Fantasie von der starken Frau so auf mich projiziert hast, dass ich all die Frauen, die du bewundert hast, angefangen habe zu hassen, obwohl wir auch Freundinnen hätten werden können. Ich habe mich in das Gefühl reingesteigert, nie gut genug für dich zu sein, mein Selbstbewusstsein war tot. Ich habe zwanghaft nach Anerkennung gelechzt, dich dazu genötigt mir in ruhigen Stunden Komplimente ins Ohr zu flüstern. Ja, das ist ziemlich peinlich.
Ich hasse deine Ignoranz, wie du meine Gefühle als störend oder falsch markiert hast, mir erklären musstest, dass es natürlich kein Sexismus oder Mackerverhalten ist, wenn ich in deiner Metal-Clique nicht zu Wort komme, sondern meine Schuld. Du hast keinen Sexismus bemerkt und damit basta, wie soll ich als Frau und „überempfindliche Emanze“ so etwas auch objektiv erkennen können? Und warum sollte ich je mehr in deinem Freundeskreis sein als die „Freundin von”?
Emotionen wertest du selbstverständlich wie jeder „krasse Kerl“ ab, deshalb ist dein Gesicht immer ausdruckslos, damit niemand zu vermuten wagt, dass du auch manchmal heimlich Emotionen hast. Nur die rationale, männliche und weiße Perspektive erkennst du an. Wenn ich in der Öffentlichkeit lache, rumalbere oder depri bin, ist dir das peinlich. Auch peinlich war dir, als ich für meine Oma eine Winkekatze gekauft habe und man die Packung durch die Plastiktüte gesehen hat. Wie schlimm, wenn die Welt denkt, dass du zu der gehörst, die eine Winkekatze kauft! Weltuntergang! Eigentlich ist das schon wieder witzig.
CONTENT WARNING: Sexualisierte Gewalt
Aber es gibt eine Sache, für die ich dich am meisten hasse.
Auf deinem 19. Geburtstag, als wir nach einer Beziehungskrise gerade geschafft haben wieder miteinander auszukommen, habe ich mich so betrunken, dass ich nicht mehr gehen konnte und war die ganze Nacht am kotzen. An diesem Abend, als ich bei dir im Gartenhaus pennen musste, obwohl das meine Eltern damals nicht wollten, hast du mich dazu gedrängt mit dir zu schlafen. Es hatte anscheinend nicht ausgereicht, dass ich wie ein Zombie aussah, um mich in Ruhe zu lassen, ich musste trotzdem für Sex verfügbar sein. Ich war in dem Zustand zu schwach dir ein „Nein” ins Gesicht zu schreien, ein verunsichertes „Ich weiß nicht…”, mein Zusammenrollen, Wegrücken und genervtes Stöhnen hast du anscheinend ignoriert. Das Schluchzen später auch. Wir hatten gerade so viele Beziehungsprobleme hinter uns, ich hatte Angst vor weiteren, wenn ich mich dir wirklich verweigern würde. Also hab ich mir eingeredet, dass ich es auch wollte – du hast mir Selbstbetrug ja auch sehr gut beigebracht, es über mich ergehen lassen, ein wenig mitgespielt und gehofft, dass du ein Kondom benutzen würdest, weil du wusstest, dass ich die Pille vergessen hab. Aber selbst das war dir egal.